Eine Frage der Betten?

Wie die Corona-Berichterstattung zentrale Fragen unseres Gesundheitswesens ausblendet.

Am 22. Dezember 2020 berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ): „Es wird wirklich eng werden in den Krankenhäusern“.

In diesem Artikel veröffentlicht sie folgende Grafik:

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Online-Ausgabe, abgerufen am 22.12.2020 um 23:42 Uhr

Ich verstehe diese Grafik so: es gebe in Deutschland eine feste Menge an Intensivbetten – symbolisiert durch die gerade Oberkante, die „100 Prozent“ darstellen solle. Ein großer Teil dieser Betten sei belegt. Die Belegung nehme jedoch zu – vor allem aufgrund von Belegungen durch Covid-19-Patienten. Wegen der zunehmenden Belegung gehe die Zahl freier bzw. verfügbarer Intensivbetten immer mehr zurück.

Ein Blick direkt auf das DIVI-Intensivregister zeigt für mich jedoch ein anderes Bild.

Quelle: DIVI-Intensivregister, abgerufen am 22.12.2020 um 23:58 Uhr

Diese Grafik zeigt zwar nicht den Anteil der Covid-19-Patienten. Doch darauf kommt es mir auch gar nicht an. Ich interessiere mich vielmehr für die Zahl der „betreibbaren“ Betten. Das sind die Intensivbetten, die tatsächlich in den Krankenhäusern stehen und einsatzbereit sind, egal ob belegt oder frei. Also die blau-graue und die hellblaue Flächen zusammengenommen.

Der Unterschied zur Darstellung der SZ: Die Menge der betreibbaren Betten sinkt! Die Zahl der freien Betten wird sozusagen von zwei Seiten dezimiert: durch die steigende Zahl der Belegungen – aber auch durch einen Schrumpfungsprozess. Ein Prozess, dem aus meiner Sicht viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Dazu muss man erst einmal verstehen: was sind „betreibbare Betten“?

Die Definition des DIVI-Intensivregisters lautet:

Ein intensivmedizinischer Behandlungsplatz gilt als betreibbar/ betriebsfähig in einer bestimmten Versorgungsstufe (Low-care, High-care, ECMO), wenn entsprechend der Versorgungsstufe jeweils ein vorgesehener Raum, funktionsfähige Geräte und Material pro Bettenplatz, Betten, und personelle Besetzung mit pflegerischem und ärztlichem Fachpersonal vorhanden sind und eingesetzt werden können.

Quelle: Häufig gestellte Fragen des DIVI-Intensivregisters, abgerufen am 23.12.2020 um 00:15 Uhr

Auch die SZ schreibt in einem Nebensatz: „die Zahl belegbarer Betten falle stetig, auch weil es zunehmend an Personal fehle.“

Was genau passiert also in unseren Krankenhäusern?